CHINOISERIE
Gelegentlich wird vom Betrachter in meinen Tuschezeichnungen ein Bezug zur fernöstlichen Grafik gesucht. Solch eine Sichtweise ist mir eher fremd.
Andererseits gibt es in Europa eine Tradition der Adaption chinesischer und japanischer Kunst.
Im 17. Jahrhundert wurden anfänglich originale Lackmöbel aus China und Japan importiert. Danach bezog man aus Asien häufig nur noch die mit Lackarbeiten verzierten, aber unbeschnittenen Bretter, woraus in Paris, London oder Berlin Möbel in europäischer Formensprache entstanden. Schließlich imitierten Künstler des Okzidents auch die asiatischen Lackmalereien mit einem Bildprogramm, das dem asiatischen Betrachter fremd und skurril vorkommen musste.
Aber die kulturelle Verwirrung ließ sich steigern. Liselotte von der Pfalz war so angetan von den Chinoiserien des in Berlin tätigen Gerard Dagly, dass sie vermutete, es müsse sich um einen wirklichen Indianer handeln.
Diese Vorstellung macht mir Mut, mich nicht nur in freier Weise bei den asiatischen Vorbildern anzulehnen, sondern auch meine Arbeiten als Chinoiserien zu bezeichnen.
Aktualisiert | Dezember 2024